Haschisch (German Edition) by Oscar A. H. Schmitz
Autor:Oscar A. H. Schmitz [Schmitz, Oscar A. H.]
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-12-12T00:00:00+00:00
Die Sünde wider den Heiligen Geist
In Spanien gab es einmal ein paar junge Leute, die sich einen wirklichen Spaà machen wollten. Alles, was an Wahnsinn oder an das Hospital erinnerte, lag ihnen fern. Sie verschmähten auch, berauschende Drogen einzunehmen. Diese höchstschwächlichen Notbehelfe waren der damaligen Zeit nicht gemäÃ. Man wuÃte auch nichts vom Spiritismus, dieser Kloake der Mystik, noch von der Hypnose, mit der in unserer wunderlosen Zeit die exakte Wissenschaft nachgehinkt kommt. Es sollten einfach aus der Kraft des Willens heraus, mit Hilfe von Witz, Phantasie, Mut und Gewandtheit, unerhörte seelische Schauspiele in andern Personen hervorgerufen werden, Schauspiele, die womöglich ihre Schatten bis ins Jenseits werfen würden â eine Art Fopperei mit Perspektiven in die Ewigkeit. Die Reihe der Todsünden wird leider fast täglich in unserer Nähe erschöpft. Hier erschlägt einer im Jähzorn die Geliebte, einem andern erweckt eine klägliche Wissenschaft den Hochmut der Gottähnlichkeit, ein dritter überfriÃt sich, und wie die Missetaten phantasieloser Leute nur immer heiÃen mögen. Nur einen Frevel gibt es, dem die Kirche dadurch eine Sonderstellung anweist, daà sie erklärt, er könne nie vergeben werden. Die Priester behaupten sogar, Gott lasse ihn kaum zu: die Sünde wider den Heiligen Geist. Die jungen Leute, von denen ich erzählen wollte, konnten sich daher gar nichts Geheimnisvolleres, Sehenswerteres vorstellen als das Geschehen dieser unerhörten Sünde. Sie wollten vor allem wissen, ob sie überhaupt möglich sei, wie sie sich vollziehen würde, ob Gott dazwischenträte, ob der Weltlauf stillstünde, oder ob sich vielleicht gar nichts ereignete.
Die Sünde wider den Heiligen Geist besteht einfach darin, daà man ihn beleidigt, das Heiligste lästert. Dazu gehören drei Bedingungen: der Wille, das BewuÃtsein und die Kraft des Lästerers. Er muà den höchstmöglichen Frevel begehen wollen, muà wissen, wen er beleidigt und was er damit wagt, also den Glauben haben. Er muà durch die Kraft seines Willens, seiner Werke imstande sein, Gott überhaupt zu treffen. Seine Schmähungen dürfen nicht wie das Gebell eines bösen kleinen Hundes abprallen. AuÃer von Satan selbst, der, wie man weiÃ, früher der schönste der Engel war und sich jetzt in beständiger Empörung gegen den Heiligen Geist befindet, kann die Sünde eigentlich nur von einem Heiligen begangen werden, der die im Dienste Gottes erworbene Kraft des Gebetes, des Glaubens, der Berge versetzt, plötzlich gegen Gott selbst wendet.
Man suchte zunächst nach einem geeigneten Opfer. Es fanden sich eine Anzahl Jungfrauen, deren Reinheit sogar Wunder hervorbrachte. Aber es erwies sich, daà ihre Tugend, ihr Glaube doch nicht viel mehr war als der Mangel an Gelegenheit zum Fall. Wenn sie auch Gott lebendig in sich fühlten, so waren ihnen die Kniffe und Schliche Satans fast unbekannt.
SchlieÃlich dachte man an die vierzehnjährige Teresa Alicocca, die Tochter einer Kurtisane. Ihre Mutter hatte seit der Geburt des Kindes keine peinigendere Sorge gehabt, als daà es einen ähnlichen Weg wie sie gehen würde, und wenn auch an ihr selbst nichts mehr zu verderben war, so übergab sie doch die Tochter der strengsten Erziehung in einem Kloster der Karmeliterinnen. Man hätte von ihr nicht mehr erfahren als von den
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